Bodentechniken - T'ai Chi Ch'uan (Yang-Stil) in Lübeck und klassisches Aikido

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Bodentechniken

Aikido > Aikido-Lehrbuch

6.1.3

Katame-Waza (Bodentechniken)

 

Wer auch physisch überlegene oder bewaffnete Angreifer unter Wahrung ihrer körperlichen und geistig-seelischen Unversehrtheit wirksam neutralisieren kann, ist ein Meister des friedlichen und harmonischen Weges.

6.1.3.1

Allgemeines

 

Ein System der waffenlosen Selbstverteidigung ist nur dann human, wenn die zur Abwehr des Angreifers eingesetzten Mittel oder Techniken verhältnismäßig sind. Jeder Aikidoka ist im Training ebenso wie im Falle der Selbstverteidigung zur besonderen Sorgfalt verpflichtet, da er über die körperlichen Voraussetzungen und technischen Mittel zur Verwirklichung dieses Grundsatzes verfügt.
Unter diesem Aspekt sind Aikido-Würfe im Ernstfall nur bedingt zur Abwehr eines unbewaffneten Angreifers geeignet. Dieser wäre in hohem Maße gefährdet, weil er die Kunst des Fallens meist nicht beherrscht. Außerdem könnten Hindernisse im Bewegungsraum oder auf dem Boden die Wirkung der Technik unvorhersehbar und unangemessen steigern.
Bei einem körperlich durchtrainierten Angreifer führen Balancebrechung und Wurf häufig nur zur vorübergehenden Neutralisation. Er erhebt sich wieder und greift, durch sein Missgeschick gewarnt oder gereizt, eventuell noch konzentrierter und aggressiver an. Ist er zudem bewaffnet, kann dies fatale Folgen haben. Daher sollte der Verteidiger in solchen Fällen immer eine Neutralisation und Entwaffnung des Angreifers anstreben, die sich – auch im Anschluss an einige Würfe – am besten durch Halte- oder Hebeltechniken (Katame-Waza) erreichen lässt.
Bei allen Bodentechniken wird die von Uke ausgehende Kraft über seinen Schwerpunkt hinausgeführt, umgelenkt und - ggf. nach Verstärkung oder Übersetzung – in der Weise gegen ihn selbst gerichtet, dass er sein Gleichgewicht verliert.
Da Nage in keiner Bewegungsphase den Kontakt zu Uke aufgibt, kann er ihn kontrolliert in die Bodenlage bringen.
Im weiteren Verlauf wird Uke dann so festgelegt, dass er den Körper nicht mehr als Werkzeug seines aggressiven Geistes einsetzen kann. Er ist über längere Zeit seiner Mittel beraubt und wird durch Nage so unter Spannung gehalten, dass jeder weitere Angriff oder Befreiungsversuch unverzüglich zu schmerzhaften Reaktionen führt. Da sich alle Aktivitäten gegen ihn selbst richten, wird Uke körperlich und geistig vorübergehend zur Selbstaufgabe gezwungen.
Die Tatsache, dass Nage seine gute Position nicht zur Durchsetzung von Vergeltungs- oder Strafmaßnahmen missbraucht, hat eine starke erzieherische Wirkung. Diese über das Training vermittelte Grundhaltung prägt das Aikido als einen Weg des Friedens und der Nächstenliebe, denn so ist nach Aufhebung der Neutralisation noch eine Versöhnung der ursprünglich gegensätzlichen Kräfte möglich.
Nötigenfalls kann Uke aber auch durch die Verstärkung der Hebel oder des Druckes auf empfindliche Nervenpunkte zur Aufgabe gezwungen oder entwaffnet werden.
Im Training werden alle Bodentechniken in runden Bewegungen so weit ausgeführt, bis Uke zum Zeichen der Aufgabe zweimal auf die Matte schlägt, wonach Nage den Griff sofort löst. Dadurch kann jeder Aikidoka den Grad der Belastung selbst bestimmen, was bei ernsthaftem Training zur positiven Verschiebung der Belastungsgrenze führt, Verletzungen ausschließt und zur Steigerung der inneren Stabilität beiträgt.
Schon mancher Aikidoka musste beim Training mit höher graduierten Partnern verblüfft zur Kenntnis nehmen, dass seine Technik doch nicht so wirkungsvoll war, wie es ihm bisher erschien. Diese Erkenntnis ist für die menschliche und technische Entwicklung des Betroffenen sehr nützlich.
Alle Bodentechniken des Aikido und insbesondere die 2. bis 4. Stufe (Kote-mawashi, Kote-hineri und Tekubi-osae) eignen sich auch sehr gut als Aufhebe- und Transportgriffe. Sie erlauben bei korrekter Durchführung eine wirksame Kontrolle über den stehenden oder gehenden Angreifer und sind daher Bestandteil auch anderer Systeme der angewandten Selbstverteidigung.
Die Bedeutung der Bodentechniken wird von den Übungsleitern und Aikidoka manchmal unterschätzt, da ihnen das Training der dynamischen Standtechniken nützlicher erscheint und vielleicht auch mehr Freude bereitet als das intensive und ausdauernde Erforschen der »einfachen Formen«.
Für die Liebhaber verwickelter und komplizierter Bewegungen ist das praktische Aikido oft nur ein Spiegel, in dem sie sich selbst bewundern möchten. Auf diese Weise werden sie jedoch zum Sklaven ihrer Eitelkeit und entfernen sich vom Weg. Gute Meister und Lehrer kehren hingegen immer wieder zum »Einfachen« zurück, da es alle wirksamen Schwerpunkte des Aikido enthält, neue Erkenntnisse vermittelt, eine wirksame Kontrolle der eigenen Entwicklung ermöglicht und den Fortschritt garantiert.
Das Studium der Katame-Waza ist ein Schlüssel, der die Tür zu vielen Geheimnissen des Aikido öffnet. Man sollte ihn benutzen!

6.1.3.2

Bezeichnung und Charakteristik der Bodentechniken

 

Im Aikido-Training werden die in der folgenden Übersicht vorgestellten fünf Bodentechniken vermittelt. Sie erlauben die wirksame Abwehr einer Vielzahl von Angriffen ohne und mit Waffen.


Grundsätzlich ist zu vermerken, dass alle Bodentechniken den physiologischen Bedingungen des menschlichen Körpers entsprechen und dem natürlichen Fluss der Bewegungen folgen. Wendet Nage sie korrekt und kontrolliert an, sind sie zwingend, aber nicht schädlich. Die Muskulatur der Arme und Schultern wird gestreckt und entspannt; alle Gelenke bleiben beweglich. Durch das geschmeidige Training (Ju-no-Geiko) der Bodentechniken lassen sich funktionelle Störungen und psychische Spannungen lindern oder sogar beseitigen. Von geübten Aikidoka wird auch das Training in der kraftvollen Form (Kakari-Geiko) als wohltuend empfunden. Bei fachgerechter Ausführung der Techniken sowie diszipliniertem Verhalten von Nage und Uke treten auch dabei keine Verletzungen oder bleibende Beschwerden auf. Diese Trainingsform sollte jedoch nicht vor der Prüfung zum 2. Dan praktiziert werden.
Die fünf Bodentechniken des Aikido unterscheiden sich in ihren charakteristischen Merkmalen wie folgt:


Zu 6.1.3.2

Boden-Techniken (Katame-Waza)

Die Bilder zeigen je eine
charakteristische Eingangs- und
Neutralisationsphase aller im
Aikido praktizierten Bodentechniken
gemäß vorstehender Übersicht.


Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 349-358

6.1.3.2

Kurze Beschreibung der Bodentechniken

 

Ude-osae (ikkyo)
Bei dieser Technik wird Ukes Angriffs- oder Waffenarm oberhalb des Ellenbogens und des Handgelenkes erfasst. Die Führung des Angreifers erfolgt durch eine Kreisbewegung in vertikaler Ebene (Irimi) oder spiralförmig um Nages Körperachse (Tenkan). Am Boden wird Uke durch verstärkten Druck auf den gestreckten Arm festgelegt.
In allen Phasen der Ausübung des Ude-osae fließt Nages Ki in reiner Form und auf direktem Wege. Es erfolgt keine Übersetzung oder Verstärkung der Wirkung durch Hebel oder Druck auf empfindliche Nervenpunkte. Erfolgsbestimmend sind allein die sichere Beherrschung und korrekte Anwendung der Elemente des Aikido.
Es besteht unter Fachleuten kein Zweifel daran, dass der Ude-osae eine der wichtigsten Grundformen des Aikido ist. Das Studium dieser Technik hat daher einen hohen Stellenwert.

Kote-hineri (sankyo)
Ukes ganzer Angriffs- bzw. Waffenarm wird unmittelbar nach dem ersten Kontakt durch Verdrehung so unter Spannung gesetzt, dass alle Gelenke blockiert sind und eine relativ starre Verbindung zu Nage hergestellt ist. Dieser kann seine Drehungen und Bewegungen dann unmittelbar auf Uke übertragen (Irimi) oder sich vorübergehend in das Zentrum der wirkenden Kräfte begeben (Tenkan). Durch den Wechsel der Bewegungsrichtungen (-ebenen) sowie die Verlagerung der Drehpunkte verliert Uke sein Gleichgewicht und wird in unterschiedlichen Ausführungen zu Boden gebracht. Nage kann ihn dort sowohl in stehender Position wie auch im Kniesitz (Za-ho) festlegen oder durch Weiterführung der Verdrehung zur Aufgabe zwingen bzw. entwaffnen.

Tekubi-osae (yonkyo)
Nage konzentriert seine Ki bei dieser Technik auf den an der Innenseite des Unterarms befindlichen Nervenpunkt und erzeugt dadurch einen blitzartig wirkenden Schmerz, der alle weiteren Aktionen des Angreifers sofort blockiert. Bei starker oder wiederholter Anwendung des Tekubi-osae wird die Einheit von Geist und Körper durch die klare Dominanz der Körperreaktion empfindlich gestört. Mit Aufhebung des Druckes lässt der Schmerz sofort nach, jedoch ist bei längerem Training eine Reizung des Nervenpunktes zu erwarten. Die mit dem Training dieser Technik unter anderem angestrebte positive Beeinflussung der inneren Stabilität kann nur erreicht werden, wenn Uke sich selbst fordert und das Zeichen zur Aufgabe nicht schon vor dem Eintreten der Wirkung gibt.

Kote-mawashi (nikyo)
Sofort nach Aufnahme des Angriffes übersetzt Nage seine Bewegungen durch Anwendung seines sehr schmerzhaften Hebels, bei dem das Handgelenk in natürlicher Bewegungsrichtung gebeugt und anschließend verdreht wird. Uke ist gezwungen, jeder Bewegung und Drehung zu folgen, die über diesen Kontaktpunkt von Nage bestimmt wird. Das Training und die Anwendung dieser wirksamen Technik erfordern sehr viel körperliches und geistiges Einfühlungsvermögen.
Mit Hilfe des Kote-mawashi können auch physisch schwächere oder in ungünstiger Position (Lage) befindliche Aikidoka starke oder bewaffnete Angreifer sicher neutralisieren und nachhaltig belehren. Beim Studium dieser Technik müssen daher besonders auch die Aspekte der Selbstverteidigung berücksichtigt werden.

Ude-nobashi (gokyo)
In einigen Lehrbüchern wird festgestellt, dass der Ude-nobashi keine Grundtechnik des Aikido, sondern nur eine angewandte Form sei. Niemand bestreitet jedoch, dass der Armschlüssel eine wertvolle und notwendige Ergänzung der vier vorhergehenden Stufen ist. Er wird ausschließlich zur Abwehr des schrägen Schlages (Yokomen-uchi) angewendet und erlaubt das spontane Eintreten in Ukes Angriffsbewegung. Der nach einem »Kreuzblock« erfasste Schlagarm wird – im Gegensatz zum Ude-osae - in gestreckter Form so verdreht und geführt, dass Nages Bewegungen über das blockierte Schultergelenk direkt auf Ukes Zentrum übertragen werden.
Nage kann die Neutralisation und Entwaffnung des Angreifers auf unterschiedliche Weise – entweder im Stand oder am Boden (Za-ho) – vornehmen.

Zusammenfassend wird festgestellt, dass bestimmte Phasen des Kote-mawashi, Kote-hineri oder Tekubi-osae auch im Zusammenhang mit Wurftechniken zur Balancebrechung (Kuzushi), Verstärkung der eigenen Bewegung oder Lockerung eines starken Angriffes eingesetzt werden können.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

6.1.3.3

Beschreibung repräsentativer Bodentechniken - Hinweise zum Training

 

Im nachfolgenden Bild- und Textteil werden repräsentative Bodentechniken (Katame-Waza) aus dem Prüfungsprogramm des 5. bis 1. Schülergrades (Kyu) behandelt.

 

Katate-tori (ai-hanmi) – Ude-osae (Tenkan)
(Griff einer Hand / gleichseitige Stellung – Armstreckhebel-Haltegriff)

 

Die vordere (rechte) Schwerthand (Tegatana) des Verteidigers wird von Uke aus der Bewegung in gleichseitiger Stellung (ai-hanmi) erfasst, so dass eine geradlinige Rückführung seines Körperzentrums ausgeschlossen ist (Abb. 359, 360).
Nage leitet daher die Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) für den äußeren (Tenkan) Eingang ein, erfasst Ukes rechten Ellenbogen mit seiner linken Schwerthand und verstärkt zunächst den Gegendruck (Abb. 361).
Nach dem Eintreten verlagert Nage sein Zentrum auf das linke Bein und vollzieht plötzlich die ausweichende Drehung. Dabei atmet er ein! Uke verliert überraschend seinen sicheren Stand und fällt auf einer schrägen Kreisbahn um Nages Zentrum herum auf die Matte. Nage unterstützt diese Bewegung durch den Einsatz beider Schwerthände vor der Körpermitte und das Absenken des Zentrums (Abb. 362–366).
Nage bringt sein hinteres (rechtes) Bein nach vorn, nimmt dabei Front zu Uke und streckt den Angriffsarm. Er kniet ab und zwingt Uke durch Verstärkung des Armstreckhebels zur Aufgabe (Abb. 367–369)


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:
Katate-tori (ai-hanmi)

Abwehr:
Ude-osae (ikkyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 359-369

 

Katate-tori (gyaku-hanmi) – Ude-osae (Irimi)
(Griff einer Hand/umgekehrte Stellung – Armstreckhebel-Haltegriff)

 

Uke ergreift aus der Bewegung Nages vordere (linke) Schwerthand (Tegatana) in umgekehrter Stellung. Im Augenblick des Kontaktes führt der Verteidiger auf seinem hinteren Bein eine begrenzte Schrittdrehung (Tenkan-ashi) aus, ergreift mit der freien rechten Hand Ukes Angriffsarm über dem Handgelenk und beschleunigt ihn nach vorn (Abb. 370–372).
Will Uke sich wieder aufrichten, befreit Nage seine linke Hand aus dem Griff und erfasst den Angriffsarm am Ellenbogen. Nun führt er eine Körperdrehung auf der Stelle und sofort anschließend einen Gleitschritt (Tsugi-ashi) mit dem vorderen Bein aus. Dabei wird Ukes Ellenbogen zur Balancebrechung auf einer vertikalen Kreisbahn geführt (Abb. 373, 374).
Nage tritt nun mit einem Übersetzschritt ein, lässt die Atemkraft (Kokyu) über die linke Schwerthand zum gebeugten Angriffsarm fließen und führt Uke auf den Boden (Abb. 375–377).
Der Angriffsarm wird gestreckt und von Nage kontrolliert, während er sich in den Kniesitz (Za-ho) begibt. In dieser Stellung wird Uke durch Verstärkung des Armstreckhebels neutralisiert (Abb. 367–369 – Griff jedoch um 180 Grad gedreht!)


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:
Katate-tori (gyaku-hanmi)

Abwehr:
Ude-osae (ikkyo)

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 370-377

 

Shomen-uchi – Ude-osae (Tenkan)
(Gerader Schlag von vorne – Armstreckhebel-Haltegriff)

 

Beim Vergleich der Serienbilder lässt sich eine weitgehende Übereinstimmung mit der Technik »Katate-tori (ai-hanmi) – Ude-osae (Tenkan)« feststellen. Eine eingehende Beschreibung erübrigt sich daher (Abb. 378–385 und 359–369).
Die Stärke und Gefährlichkeit dieses aus der Halbdistanz – ohne oder mit Waffe – geführten Schlages von vorn im oberen Bereich (Jodan) sollte nicht unterschätzt werden. Nage muss seine Schwerthände (Tegatana) daher korrekt einsetzen und die ausweichende Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) mit einem kurzen Gleitschritt (Tsugi-ashi) des vorderen (rechten) Beines einleiten.
Der sich anschließende spontane Wechsel des Prinzips (Irimi-Tenkan) schafft jenes »Kräftevakuum«, das Uke in die Kreisbewegung reißt; er fällt so durch die Wucht seines Schlages.


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido


Angriff:
Shomen-uchi

Abwehr:
Ude-osae (ikkyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 378-385


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

Ryote-tori – Kote-hineri (Irimi)
(Griff beider Hände – Handdrehhebel-Haltegriff)

 

Nage erwartet den von Uke aus der Bewegung vorgetragenen Angriff in der Linksstellung (Hidari-Kamae). Sofort nach dem Erfassen der vorderen (linken) Hand nimmt er sein Zentrum durch begrenzte Schrittdrehung (Tenkan-ashi) auf dem hinteren (rechten) Bein zurück und ergreift den Angriffsarm mit seiner rechten Hand von oben an der Kleinfingerseite. Dabei führt Nage beide Schwerthände in Richtung auf das eigene Zentrum, wodurch Ukes Gleichgewicht empfindlich gestört wird (Abb. 386-388).
Während der Ausweichbewegung löst Nage seine linke Schwerthand (Tegatana) aus dem Griff und führt sie zum Ellenbogen des Angriffsarmes. Will Uke seine Stellung durch Zurücknahme des Körperzentrums wieder stabilisieren, folgt Nage dem Zug durch eine Drehung auf der Stelle und einen anschließenden Übersetzschritt. Dabei wird der Angriffsarm verdreht und am Ellenbogen kreisförmig in Richtung auf die Matte geführt (Abb. 389-392).
Befindet sich Uke in der Bodenlage, wechselt Nage in stehender Position sowie unter Beibehaltung der Spannung den Griff (Abb. 393).
Uke könnte in dieser Stellung durch Verstärkung des Handdrehhebels bereits sicher festgelegt werden.
Bei starken Angreifern und in der schulmäßigen Ausführung begibt Nage sich jedoch in den Kniesitz (Za-ho), übernimmt den Angriffsarm wieder mit seiner rechten Hand und beendet die Technik durch eine zwingende Verhebelung. Dabei wird Uke mit beiden Schwerthänden sicher gehalten; die Drehung erfolgt aus der Körpermitte (Abb. 394–396).


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido


Angriff:

Ryote-tori

Abwehr:
Kote-hineri (sankyo)

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 386-396



 

Ushiro-katate-tori-kubi-shime – Kote-hineri (Tenkan)
(Griff einer Hand und Würge von hinten – Handdrehhebel-Haltegriff)

 

Uke erfasst den in Hidari-Kamae stehenden Nage zunächst an der vorderen (linken) Schwerthand (Tegatana). Anschließend versucht er mit seiner freien rechten Hand einen Würgeangriff von rückwärts. Nage führt die zuerst angegriffene Schwerthand sofort vor die eigene Körpermitte, vollzieht einen kreisförmigen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) mit dem rechten Bein und übernimmt Ukes Angriffsarm mit der freien rechten Hand von oben an der Kleinfingerseite (Abb. 397–399).
Ist Uke in die angestrebte Endstellung gebracht, senkt Nage sein Körperzentrum etwas ab und führt einen Gleitschritt (Tsugi-ashi) nach rückwärts aus. Dabei taucht er unter Ukes linkem Arm hindurch und verstärkt den Handdrehhebel. Das Gleichgewicht des Angreifers wird gebrochen und der Würgegriff löst sich (Abb. 400–403).
In einer fließenden Bewegung schließt Nage nun eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) an und nimmt in der Endphase sein linkes Knie nach rückwärts auf die Matte. Der über den Handdrehhebel und am Ellenbogen geführte Uke fällt auf den Boden (Abb. 404–407).
Nage übernimmt den Angriffsarm mit seiner linken Hand vor dem Körper. Er schließt die Technik durch den Einsatz seiner rechten Schwerthand (Tegatana) und die Drehung des Zentrums nach links ab (Abb. 408–410).


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-katate-tori-kubi-shime

Abwehr:
Kote-hineri (sankyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 397-410



 

Ushiro-ryokata-tori – Tekubi-osae (Irimi)
(Griff beider Hände von hinten an die Schultern – Armpressdrehhebel-Haltegriff)

 

Uke erfasst den in natürlicher Stellung (Shizentai) befindlichen Nage von hinten an beiden Schultern und schiebt ihn nach vorn. Der Verteidiger gibt dem Druck sofort nach, führt beide Schwerthände kreisförmig vor den Körper und verlässt die Wirkungslinie durch einen Übersetzschritt schräg nach vorn (Abb. 411, 412).
Dieser Ausweichbewegung folgt ein schneller Richtungswechsel. Dabei nimmt Nage sein rechtes Bein (die rechte Hüfte) zurück und taucht mit schräg gestellten Schultern sowie etwas gesenktem Zentrum unter dem linken Arm des Angreifers hindurch. Uke verliert sein Gleichgewicht und ist »geöffnet« (Abb. 413 - 415).
Mit seiner rechten Hand kann Nage nun den Armpressdrehhebel ansetzen und eine Körperdrehung auf der Stelle ausführen. Die dabei freiwerdende Atemkraft fließt in den empfindlichen Nervenpunkt und wirkt verstärkt auf Ukes Körperzentrum. Der Verteidiger kann ihn nun mit drei kleinen Übersetzschritten (Ayumi-ashi) auf den Boden führen (Abb. 416–419).
Anschließend begibt sich Nage in den Kniesitz und überträgt den Druck seines abgesenkten Körpers auf den Nervenpunkt am Unterarm des Angreifers, so dass dieser sicher festgelegt ist (Abb. 420, 421).


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-ryokata-tori

Abwehr:
Tekubi-osae (yonkyo)

Prinzip:
Irimi


Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 411-421


 

Shomen-uchi – Tekubi-osae (Irimi)
(Gerader Schlag von vorne – Armpressdrehhebel-Haltegriff)

 

Nage erwartet den starken Angriff in stabiler Rechtsstellung (Migi-Kamae) und schwingt seine Schwerthände (Tegatana) aus den Schultergelenken schützend nach oben (Jodan). Dabei verkürzt er die Distanz (Ma-ai) durch einen begrenzten Gleitschritt (Tsugi-ashi), so dass Ukes Angriff nicht voll zur Entfaltung kommt. Nage erfasst die Schlaghand im oberen Scheitelpunkt an der Kleinfingerseite und führt sie auf einer vertikalen Kreisbahn nach unten. Uke verliert sein Gleichgewicht und muss sich mit der linken Hand an seiner Hüfte abstützen (Abb. 422–424).
Der Verteidiger nimmt sein Zentrum betont zurück, »entleert« den Angreifer und setzt die linke Schwerthand (Tegatana) mit der Wurzel des Zeigefingers am Nervenpunkt ein (Abb. 425, 426).
Durch die bei den folgenden drei kleinen Übersetzschritten (Ayumi-ashi) freigesetzte und verstärkte Atemkraft (Kokyu) wird Uke schräg nach vorn in die Bauchlage gebracht (Abb. 427–430).
Dort erfolgt die bei der vorstehenden Technik beschriebene Neutralisation (Abb. 431, 432).


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:

Shomen-uchi

Abwehr:
Tekubi-osae (yonkyo)

Prinzip:
Irimi


Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 422-432


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

Mune-tori – Kote-mawashi (Tenkan)
(Griff zum Revers – Armdrehhebel-Haltegriff)

 

Der von Uke auf einer Linie ausgeführte Griff zum Revers sollte nicht unterschätzt werden, da ihm häufig Schläge, Stöße oder Tritte folgen. Nage führt daher eine begrenzte Schrittdrehung auf dem hinteren (rechten) Fuß nach rückwärts aus, bevor Uke seinen Angriff vollenden kann. Durch eine »wischende« Bewegung der rechten Hand in Richtung auf die eigene – zurückgenommene – Schulter wird Ukes Bewegung über seinen Schwerpunkt hinaus verlängert. Sein Gleichgewicht ist gestört, und er kann keine Folgetechnik anbringen (Abb. 433–435).
Wenn Uke sein Zentrum wieder stabilisieren will, führt Nage eine Körperdrehung auf der Stelle und anschließend den zwingenden Armdrehhebel aus, bis der Angreifer mit dem rechten Knie die Matte berührt. Durch Verstärkung des Hebels könnte er hier bereits in die Bauchlage gebracht und neutralisiert werden (Abb. 436, 437 und 447, 448).
Zur schulmäßigen Weiterführung greift Nage mit seiner linken Hand von unten an Ukes rechten Ellenbogen und vollzieht eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki). Dabei wird zunächst der Gegendruck verstärkt (Irimi), bevor Uke durch die ausweichende Drehung (Tenkan) auf einer schrägen Kreisbahn geführt wird und auf den Boden fällt (Abb. 438–443).
In der Endphase bringt Nage sein hinteres (rechtes) Bein nach vorn, streckt den Angriffsarm und begibt sich in den Kniesitz (Za-ho). Dort wird Uke durch Verstärkung des Armdrehhebels festgehalten oder zur Aufgabe gezwungen (Abb. 444–446).
Die Bilder 447 und 448 zeigen Zwischenphasen der Technik wie Abb. 436 und 437, jedoch haben Nage und Uke zur besseren Übersicht ihre Stellung geändert!


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:

Mune-tori

Abwehr:
Kote-mawashi

Prinzip:
Tenkan


Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 433-448

 

Ushiro-katate-tori-kubi-shime - Kote-mawashi (Irimi)
(Griff einer Hand und Würge von hinten – Armdrehhebel-Haltegriff)

 

Im Augenblick des Würgeangriffes macht Nage mit seinem linken Bein einen kleinen Schritt nach vorn, spannt die Halsmuskulatur an und schwingt die linke Schwerthand (Tegatana) kreisförmig nach oben. Dadurch wird Ukes Gleichgewicht gebrochen und der Würgegriff löst sich etwas (Abb. 449–450).
Nage fixiert die rechte Hand des Angreifers mit seinem Daumen am eigenen Körper, lässt sein Zentrum etwas fallen und bringt es durch einen Übersetzschritt wieder nach hinten. Er kann sich so dem Würgegriff entziehen und gewinnt eine günstige Stellung hinter Uke, der bei allen Bewegungen über das stark gebeugte Handgelenk kontrolliert wurde (Abb. 451–453).
Durch drei kleine Übersetzschritte (Ayumi-ashi) wird Uke nun schräg nach vorn auf den Boden gebracht. Die aus dem bewegten Zentrum des Verteidigers fließende Atemkraft (Kokyu) erfährt durch den Handgelenkhebel eine wesentliche Verstärkung (Abb. 454 - 456).
Die Endphase wird wie bei der vorstehend beschriebenen Technik ausgeführt (Abb. 444–446).


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-katate-tori-kubi-shime

Abwehr:
Kote-mawashi

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 449-456

 

Yokomen-uchi – Ude-nobashi (Tenkan)
(Schräger Schlag von vorne – Armschlüssel)

 

Dem kraftvoll eingeleiteten schrägen Schlag im oberen Bereich (Jodan) kommt Nage durch ein entschlossenes Eintreten mit Gleitschritt (Tsugi-ashi) zuvor. Er überträgt die aus dem bewegten Zentrum fließende Atemkraft (Kokyu) über seine stark geführte linke Schwerthand (Tegatana) auf den Angreifer und stoppt dessen Schlagarm noch hinter dem Körperzentrum ab (Abb. 457–459).
Nage erfasst den Schlagarm mit seiner rechten Hand und führt gleichzeitig einen großen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) aus, der die Stellung des Angreifers weiter erschüttert (Abb. 460, 461).
Nun kann der Verteidiger einen dynamischen und sauber zentrierten Doppelschritt (Tai-sabaki) vollziehen. Dabei führt er den Schlagarm auf einer schrägen Kreisbahn um das eigene Zentrum, bis Uke sich mit seiner freien Hand am Boden abstützen muss (Abb. 462–465). In dieser Bewegungsphase beendet Nage die Körperdrehung und bringt Uke mit gestrecktem Schlagarm durch Übersetz- bzw. Gleitschritte schräg nach vorn auf den Boden. Die Atemkraft (Kokyu) soll dabei auf Ukes gedehntes Ellenbogengelenk wirken (Abb. 466, 467).
Nage begibt sich in den Kniesitz (Za-ho) und kann den Angreifer dort mit einem Armstreckhebel festlegen oder gegebenenfalls durch einen Handgelenkbeugehebel entwaffnen (Abb. 468–470).


Hinweis zum Training der Bodentechniken:

Es gelten hier entsprechend die in Abschnitt 6.1.2.3 (Standtechniken) angegebenen Grundsätze und Schwerpunkte.


Zu 6.1.3.3

Bodentechniken des Aikido

Angriff:
Yokomen-uchi

Abwehr:
Ude-nobashi

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 457-470

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü